Überblick über Botanische Gärten: Geschichte, Vielfalt und Funktionen in Deutschland und weltweit

Botanische Gärten faszinieren Pflanzenenthusiasten weltweit. Sie sind weit mehr als nur Sammlungen verschiedener Pflanzenarten; sie sind sorgfältig gestaltete Ökosysteme, die oft eine Vielzahl von Tieren beherbergen. Diese Gärten bieten eine faszinierende Einblicke in die botanische Vielfalt unseres Planeten.

Entwicklungsgeschichte der botanischen Gärten in Deutschland

Der botanische Garten in Leipzig war der Pionier in Deutschland, eröffnet im Jahr 1580. Bereits 1542 existierte in Leipzig ein Garten, der hauptsächlich Arzneipflanzen kultivierte. Über die letzten 450 Jahre zog der Garten in Leipzig viermal um, zuletzt im Jahr 1876. Kurz nach Leipzig folgten Jena im Jahr 1586 mit seinem Hortus Medicus, später zum Hortus Botanicus umgewandelt, und Heidelberg im Jahr 1593. In Heidelberg wurde der Garten nahe dem Schloss von dem Medizinprofessor Henricus Smetius angelegt. In Jena führte Johann Wolfgang von Goethe 1794 die Errichtung eines Bewässerungssystems und mehrerer Gewächshäuser herbei.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden in Gießen (1609) und Freiburg (1620) Botanische Gärten etabliert, die jedoch anfangs noch als Hortus Medicus Teil der medizinischen Fakultäten waren. Der Botanische Garten in Kiel, der 1669 von Johann Daniel Major eingerichtet wurde, markierte die Gründung eines Botanischen Gartens im heutigen Sinne.

Heute gibt es fast 100 botanische Gärten in Deutschland. Einige der bedeutendsten sind:

  • Berlin-Dahlem
  • Rombergpark in Dortmund
  • Dresden
  • Palmengarten in Frankfurt
  • Botanische Gartenanlage der Universität Leipzig (der älteste Botanische Garten in Deutschland)
  • Kiel
  • Berggarten in Hannover
  • Botanische Gärten München-Nymphenburg
  • Sangerhausen mit seinem Europa-Rosarium (das größte Rosarium Deutschlands)
  • Stuttgart Wilhelma
  • Universität Würzburg

Diese Gärten sind nicht nur wichtige Zentren für die botanische Forschung, sondern auch beliebte Erholungsorte, die Besuchern einzigartige Naturerlebnisse bieten.

Rollen und Aufgaben eines Botanischen Gartens

Botanische Gärten dienen der Katalogisierung, Erhaltung und Präsentation sowohl heimischer als auch exotischer Pflanzen und ihrer natürlichen Lebensräume.

Schwerpunkte der Arbeit in Botanischen Gärten

Im Mittelpunkt stehen vor allem:

  • Wissenschaftliche Forschung
  • Artenerhaltung

Diese Gärten sind oft nach pflanzengeographischen und thematischen Aspekten organisiert. Es gibt sowohl privat betriebene als auch universitär angeschlossene botanische Gärten. Weltweit gibt es etwa 1.800 solcher Einrichtungen, mit 400 in Europa und etwa 90 bis 100 in Deutschland.

Biologische Vielfalt und Naturschutz

Eines der Hauptziele von Botanischen Gärten ist die Bewahrung der Biodiversität und genetischer Ressourcen. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung von Pflanzenarten, die in der freien Natur bedroht oder bereits ausgestorben sind. Ein prägnantes Beispiel dafür ist der Toromiro-Baum (Sophora toromiro), der ursprünglich auf der Osterinsel heimisch war und in freier Wildbahn als ausgestorben galt.

In den späten 1950er Jahren entdeckte man Samen dieses Baumes in botanischen Gärten, die der norwegische Forscher Thor Heyerdahl auf der Osterinsel gesammelt hatte. Diese Samen wurden kultiviert und im Jahr 1995 wurden 160 Toromiro-Bäume auf der Osterinsel wieder ausgepflanzt. Einige dieser Bäume haben bis heute überlebt. Dieses Beispiel unterstreicht die Bedeutung von botanischen Gärten für die Erhaltung der biologischen Vielfalt.

Bedeutung von Samenkatalogen für den Erhalt der Biodiversität

Botanische Gärten führen einen kostenlosen Austausch von Pflanzensamen durch, was hauptsächlich aus finanziellen Gründen geschieht. Ziel ist es, diese Samen anzubauen. Jährlich erstellen die Gärten dazu den sogenannten Index Seminum, einen Samenkatalog, der unter den Institutionen geteilt wird. Diese Kataloge sind essentiell für die Bewahrung der biologischen Vielfalt. Der älteste dokumentierte Katalog stammt aus dem Jahr 1591 und wurde im italienischen Padua erstellt.

In Deutschland befindet sich der historisch bedeutende Index Seminum von 1831 im Botanischen Garten Berlin-Dahlem, wo er in der Bibliothek verwahrt wird. Heutzutage beteiligen sich ungefähr 700 botanische Gärten weltweit an der Erstellung dieser Kataloge. Diese Art des Samenaustauschs ist ein fundamentaler Bestandteil der Erhaltungsstrategien außerhalb der natürlichen Lebensräume der Pflanzen.

Info: Wissenschaftlich gesehen spricht man bei solchen Projekten von der Ex-situ-Erhaltung, welche aus dem Übereinkommen über die Biologische Vielfalt vom 5. Juni 1992 resultiert. Projekte zur Wiederansiedlung werden hingegen als In-situ-Erhaltung bezeichnet, wobei Pflanzen in ihre ursprünglichen Herkunftsländer zurückgeführt werden. Arterhaltungsprojekte fokussieren sich speziell auf den Schutz und die Beobachtung von Pflanzen in ihren originären Gebieten.

Botanische Gärten als Orte der Erholung

Botanische Gärten erfüllen nicht nur wissenschaftliche und erhaltende Funktionen, sondern dienen auch als Orte der Erholung. Insbesondere parkähnliche Anlagen wie Arboreten gelten oft als Erholungsorte. Ein solches Beispiel ist der Botanische Garten Rombergpark in Dortmund, der sich über eine Fläche von etwa 65 Hektar erstreckt und 4.500 verschiedene Gehölzarten in einem speziell angelegten Arboretum pflegt.

2006 wurde der Rombergpark als Flächendenkmal anerkannt. Ein weiteres bedeutendes Erholungsgebiet stellt der Singapore Botanic Gardens dar, welcher mit 74 Hektar zu den größten der Welt zählt und in Singapur liegt. Besonders ist er auch durch seine britisch-kolonialen Erholungslandschaften, die 2015 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes mit einer Fläche von 49 Hektar aufgenommen wurden.

Bildungsaufgabe der Botanischen Gärten

Botanische Gärten sind öffentliche Einrichtungen, die primär der Dokumentation und Kultivierung verschiedener Pflanzenarten dienen, um die biologische Vielfalt zu schützen. Wesentliche Bestandteile ihrer Arbeit umfassen:

  • Bildung,
  • Lehre,
  • Öffentlichkeitsarbeit.

Sie erreichen dies durch Ausstellungen, die Bereitstellung von Informationsmaterialien und die Organisation von Veranstaltungen und Führungen, wobei sie sich an die breite Öffentlichkeit wenden.

Primäre Zielgruppen sind:

  • Schulklassen,
  • Kindergartengruppen,
  • verschiedene andere Gruppen,
  • sowie Einzelpersonen mit Interesse an der Thematik.

Ihr übergeordnetes Ziel ist es, ein tiefgreifendes Verständnis für die Bedeutung der pflanzlichen Diversität auf unserem Planeten zu fördern.

Systematik der Pflanzen in Botanischen Gärten

Botanische Gärten klassifizieren Pflanzen nach unterschiedlichen Kriterien, bei denen geographische, ökologische und systematische Aspekte berücksichtigt werden, einschließlich der natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Arten.

Die Pflanzen werden in folgende Kategorien eingeordnet:

  • Gattungen,
  • Ordnungen,
  • Familien,

bevor sie weiter in Arten und Unterarten unterteilt werden. Einige Gärten, wie beispielsweise der in Hamburg, orientieren sich auch an anderen Systematiken und klassifizieren Pflanzen nach evolutionären Linien und Merkmalen wie Blütenform oder -farbe.

Der Royal Botanic Gardens Sydney zum Beispiel ordnet sein Gelände nach geografischen Aspekten, bietet jedoch auch eine Sektion, die Cadi Jam Ora – First Encounters genannt wird, mit Pflanzen, die als erste in diesem Bereich wuchsen. Zudem verfügt dieser Garten über eine Sammlung seltener Pflanzenarten, einschließlich der Wollemie (Wollemia nobilis), die erst 1994 entdeckt wurde und als eine der seltensten Pflanzen weltweit gilt, da sie vorher als ausgestorben galt.

Der Botanische Garten in Palermo, „Orto Botanico di Palermo“, ist ebenfalls interessant: Ein Teil der Anlage ist rechteckig aufgeteilt und in vier Segmente gegliedert, in denen die Pflanzen nach der Taxonomie von Carl von Linné gezogen werden. Im Zentrum kreuzen sich die Wege, wobei die Hauptachse in Palermo „Viale centrale“ und eine mit Palmen gesäumte Nebenachse „Viale delle palme“ genannt wird.

Verschiedene Typen

Überall auf der Welt gibt es etwa 1.800 botanische Gärten, die sich in ihrer Struktur, ihrem Thema und ihrer Gestaltung unterscheiden. Jeder Garten setzt eigene thematische Schwerpunkte, und auch innerhalb eines einzelnen Gartens kann es verschiedene Fokusbereiche geben. Ein Arboretum etwa konzentriert sich auf die Sammlung von Bäumen und Sträuchern, kann jedoch auch ein Teilbereich eines größeren botanischen Gartens sein. Alpine Gärten, die sich ausschließlich mit Pflanzen aus Gebirgsregionen beschäftigen, werden Alpinum genannt. Tropenhäuser spezialisieren sich auf die Flora tropischer Regionen, während Orchideenhäuser ausschließlich Orchideen präsentieren.

  • Rosengärten,
  • Kräutergärten,
  • Bauerngärten
  • und Klostergärten

werden üblicherweise als Freiluftanlagen gestaltet und sind oft Bestandteile eines botanischen Gartens. Zusätzlich zu den Tropen- und Orchideenhäusern gibt es beheizte Anlagen wie Kakteengärten, Farngärten, Mittelmeerhäuser, Schmetterlingshäuser und Afrikahäuser.

Orangerien und Kamelienhäuser sowie verschiedene thematisch orientierte Gewächshäuser, wie die für

  • Sumpf- und Wasserpflanzen,
  • Steppen,
  • Prärien,
  • fleischfressende Pflanzen
  • und Australienhäuser

Ein botanischer Garten ist weit mehr als eine reine Sammlung von Pflanzenarten. Vielmehr dienen sie der Demonstration von Artenvielfalt und der unterschiedlichen ökologischen und geografischen Systeme der Erde. Ein Beispiel dafür ist der Palmengarten in Frankfurt am Main, einer von drei Botanischen Gärten in Frankfurt. Dieser erstreckt sich über 22 Hektar und beherbergt eines der größten deutschen Palmenhäuser sowie ein Tropicarium. Dort finden sich neben tropischen Szenarien und exotischen Pflanzen zahlreiche Palmenarten, aber auch zwei Wüstenlandschaften und eine subarktische Region.

Die Ursprünge botanischer Gärten

Die ersten botanischen Gärten waren hauptsächlich Kräutergärten, gedacht für medizinische Studien, bevor sie zu den vielfältigen botanischen Gärten wurden, wie wir sie heute kennen. Kräutergärten sind primär für ihre Vielfalt an heilkundlichen Pflanzen bekannt. Zusätzlich beherbergen sie Sträucher und Stauden mit pharmazeutischen und phytotherapeutischen Eigenschaften. Oft sind Kräutergärten in der Form eines Klostergartens strukturiert.

Information: Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür ist der Kräutergarten des botanischen Gartens von Padua, in dem die Kräuter nach ihren Wirkstoffen in Beeten organisiert sind, wobei jedes Beet einem bestimmten Wirkungsbereich zugeordnet ist.

Traditionelle Bauerngärten

Ursprünglich wurden die Gärten der Bauern bis weit ins 19. Jahrhundert hinein ohne spezifische Planung gestaltet. Erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erhielten Bauerngärten durch das Werk „Flora der Bauerngärten in Deutschland“ von Anton Kerner aus dem Jahr 1855 eine definierte Struktur und Gestalt. Der Botanische Garten in Hamburg nahm sich 1913 als erste Einrichtung vor, einen solchen Bauerngarten anzulegen, der sowohl nach praktischen als auch ästhetischen Kriterien organisiert war.

Daraus entwickelte sich der charakteristische, rechteckige Bauerngarten, der vorwiegend auf das Anpflanzen von

  • Gemüse,
  • Beeren und
  • Kräutern

setzt. Im Zentrum des Gartens platziert man typischerweise nach dem Hamburger Modell ein Wegekreuz, das zu einem zentralen Rondell führt, sei es eine Wasserquelle oder ein kreisförmiges Blumenbeet, wodurch der Garten in verschiedene Bereiche geteilt wird.

Einfriedung und Gestaltung des Bauerngartens

Rund um den Bauerngarten werden Schutzmaßnahmen wie

  • Mauern,
  • Zäune oder
  • Hecken

errichtet, um den Bereich abzugrenzen. Die Beete selbst sind häufig von Buchsbaumhecken umgeben, es finden sich aber auch Abgrenzungen durch niedrig wachsende Stauden und Blumen.

Tropenhäuser

Diese Gewächshäuser, die die Umgebungsbedingungen tropischer Regionen künstlich nachstellen und sowohl für tropische Pflanzen als auch Tiere geeignet sind, nennt man Tropenhäuser oder Tropikarien. Sie zeichnen sich durch eine stetig hohe Luftfeuchtigkeit und Temperatur aus. Um solche Bedingungen zu schaffen, besteht die Notwendigkeit einer besonderen Bauweise, die ein Stahlgerüst sowie Fenster aus Glas und Kunststoff umfasst. Wichtig sind ebenfalls autonome Systeme zur Wasserzufuhr und Belüftung, sowie die Simulation typischer tropischer Regenschauer.

Schon im 19. Jahrhundert gab es die ersten Versuche, diese Art von Gewächshäusern zu errichten, allerdings waren diese technisch weniger ausgereift als heute. Innerhalb der Tropenhäuser können Besucher auf vorgegebenen Pfaden gehen, umringt von tropischen Pflanzenarten. Zudem sind oft folgende Tiere vertreten:

  • Amphibien,
  • Vögel,
  • Insekten
  • und Reptilien,

die aus tropischen Regionen stammen.

Tropenhäuser in Deutschland

Beispielhaft für solche Einrichtungen in Deutschland sind der Botanische Garten in Dresden und die Wilhelma in Stuttgart. Letzterer erfreut sich besonders großer Beliebtheit und zählt zu den meistbesuchten botanischen Gärten des Landes. Dieses erstaunliche Beispiel eines kombinierten zoologischen und botanischen Gartens beheimatet etwa 7.500 Arten von Pflanzen und rund 11.000 Tierarten, die in unterschiedlichen Sektionen der Anlage bewundert werden können. Ein besonderes Highlight ist das Amazonienhaus, das sich über 1.200 Quadratmeter erstreckt und die Vielfalt des südamerikanischen Regenwalds darstellt. Es beherbergt Papageien, Brüllaffen, Kaimane und Buntbarsche, die mit über 2.000 Pflanzenarten zusammenleben. Zu den hauptsächlich vertretenen Pflanzenarten zählen:

  • Aufsitzerpflanzen,
  • Halbepiphyten,
  • Lianen,
  • Mahagonibäume,
  • Passionsblumen,
  • Fensterblätter,
  • Kakaobäume,
  • Kanonenkugelbäume,
  • Kautschukbäume

sowie viele Stauden und krautige Pflanzen. Neben dem Amazonashaus bietet Wilhelma weitere tropische Sehenswürdigkeiten wie das Haus für tropische Nutzpflanzen und ein Orchideen-Tropenhaus.

Der Berggarten in Hannover hingegen beherbergt die größte Orchideensammlung Europas und gehört zu den umfangreichsten weltweit. Insgesamt pflegt der Berggarten etwa 11.000 Pflanzen aus verschiedenen Herkunftsländern und bietet zusätzlich mit dem Sealife-Aquarium ein Highlight, das unter anderem ein großes Regenwaldgebiet und ein 300.000 Liter umfassendes Tiefseebecken enthält, welches die Ökologie der Ozeane nachstellt.

In Italien bietet das Genbua-Aquarium am alten Hafen ein Tropenhaus, in dem man:

  • frei lebende Vögel,
  • zahlreiche Pflanzen
  • und Insekten

beobachten kann.

Mediterrane Häuser

Ein Mediterranhaus zeichnet sich durch seine Vegetation aus Regionen mit Winterregen aus, was bedeutet, dass es mediterrane Klimabedingungen mit warm-trockener Atmosphäre imitiert. Diese Häuser sind üblicherweise mit einer Temperatursteuerung ausgestattet, um die Klimaverhältnisse des Mittelmeerraums möglichst authentisch zu replizieren. Im Sommer wird die Temperatur zwischen 15 und 30°C und im Winter zwischen 5 und 10°C gehalten.

Bepflanzung mit mediterranen Pflanzenarten

Zu den häufig anzutreffenden Pflanzen gehören:

  • Sträucher,
  • Bäume,
  • Blumen,
  • Sukkulenten

aus dem Mittelmeer und den Kanarischen Inseln.

Dazu zählen in botanischen Gartenanlagen unter anderem:

  • Olivenbäume,
  • Oleander,
  • Magnolien,
  • Zypressen,
  • Eukalyptusbäume,
  • Johannisbrotbäume,
  • Lorbeerbäume,
  • Myrten,
  • verschiedene Pinien- und Kiefernarten,
  • sowie etliche blühende Pflanzen.

In manchen Botanischen Gärten werden zudem Pflanzen aus Sommerregen-Gebieten integriert, was nahelegt, dass diese aus Regionen wie Namibia und Südafrika stammen könnten.
Ein herausragendes Beispiel für mediterrane Gartenkunst in Europa ist die Villa d’Este in Tivoli, nahe Rom in Italien. Die Parkanlage gleicht einem Botanischen Garten und wurde 1560 angelegt. Über die Jahre wurde sie im Stil der Renaissance und des Barocks erweitert und schließlich 2001 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

  • Eindrucksvolle Licht- und Schattenspiele,
  • Terrassen,
  • Wasserspiele,
  • Treppen,
  • Grotten,
  • und über 500 Brunnen

sind charakteristische Merkmale der Landschaftsgestaltung im Garten. Der Garten lässt sich in zwei große Bereiche gliedern.

Der erste Bereich ist der Hanggarten, der seine natürliche Hanglage bewahrt hat. Hier fließt eine Allee aus 100 Brunnen zusammen mit zahlreichen mediterranen Pflanzen wie Zypressen, Oliven und Oleander den Hang hinab. Am Ende dieser Allee befinden sich spektakuläre Brunnenanlagen, darunter die Fontana di Tivoli. Im Hauptgarten, der auf ebenem Grund angelegt ist, befinden sich zahlreiche kleine Gartenanlagen, die unter anderem Heilkräuter und Nutzpflanzen beherbergen.

Teich- und Sumpfpflanzen

In botanischen Einrichtungen findet man oft Außenanlagen, die als künstliche Seen, Teiche oder Stillgewässer mit angrenzenden Feuchtgebieten gestaltet sind. Ziel ist es, verschiedene Süßwasserhabitate – stehende und fließende Gewässer – zu simulieren. Dabei umfassen stehende Gewässer all jene Wasserflächen, die keine Strömung aufweisen.

Hierzu zählen vorwiegend:

  • Seen
  • Teiche
  • Moorgebiete
  • Sümpfe
  • Feuchtbiotope
  • Weiher

Fließgewässer sind im Wesentlichen Flüsse und Bäche. Besonders in botanischen Gärten kann man stehende und künstlich angelegte Gewässer in verschiedene Zonen gliedern.

Die Einteilung umfasst:

  • das Benthal, eine Gewässerzone
  • das Litoral, die Bodenzone
  • die Uferzone und das Profundal
  • die pflanzenfreie Zone
  • das Pelagial, auch Freiwasserzone genannt

Jede dieser Zonen unterstützt unterschiedliche Pflanzenarten, was in botanischen Gärten gezielt nachgebildet wird. An den Ufern findet man vor allem Wurzelpflanzen und Schwimmpflanzen sowie das Phytoplankton und Unterwasserpflanzen.

Ein Refugium für Tiere

Stehende Gewässer bieten eine Vielzahl an Versteck- und Brutplätzen vor allem für:

  • Amphibien
  • Vögel
  • Insekten
  • Fische

Botanische Gärten nutzen diese natürlichen Lebensräume, um das Wechselspiel zwischen Pflanzenwelt und Tierwelt zu demonstrieren. Ein Beispiel dafür ist der Botanische Garten München-Nymphenburg, wo Besucher eine große Teichlandschaft bewundern können, die mit Heide und Moor ausgestattet ist. Hier prosperieren diverse Pflanzen- und Tierarten. Außerdem gibt es dort ein Wasserpflanzenhaus mit tropischen Schmetterlingen und ein Victoriahaus mit tropischen Seerosen.

Rosengärten

In der ganzen Welt werden Rosengärten, oft als Rosarium bekannt, mit großer Leidenschaft gepflegt. Sie finden sich vorrangig in Botanischen Gärten, städtischen Parkanlagen und privaten Grünflächen. Eine der ersten dieser Art, die etwa 250 verschiedene Rosenarten umfasste, wurde vermutlich von Joséphine, der Gattin Napoleons I., in Malmaison nahe Paris errichtet. Der älteste noch erhaltene Rosengarten wurde 1899 von dem französischen Unternehmer Jules Gravereaux nahe Paris angelegt.

Das weltweit größte Rosarium, welches sich in Sangerhausen, Deutschland, befindet, umfasst mehr als 80.000 Rosensträucher und etwa 8.600 verschiedene Rosenarten. Besondere Schwerpunkte liegen hier auf:

  • Polyantha-Rosen,
  • Rambler-Rosen,
  • Remontant-Rosen,
  • Noisette-Rosen.

Weitere bekannte Rosarien sind die in Dortmund und Zweibrücken. Diese Rosarien sind oft nach geografischen und klimatischen Eigenheiten organisiert. Häufig findet man in einem Rosengarten speziell abgegrenzte Bereiche, zum Beispiel für:

  • alpine Lebensräume,
  • Wildrosen,
  • Schaugärten,
  • saisonale Wiesen,
  • Beeteinfassungen.

Prärie

In Botanischen Gärten wird auch das Ökosystem der Graslandschaften wie Steppen, Tundren, Savannen und Prärien nachgebildet. Diese Bereiche sind vor allem durch ihre typischen Pflanzen definiert. Das Wort „Prärie“ hat französische Wurzeln und bedeutet „Wiese“ oder „Weide“, heute jedoch versteht man unter Prärie vor allem die riesige nordamerikanische Steppenregion mit einer Fläche von 2,7 Millionen km².

Charakteristische Eigenschaften der Prärie sind der geringe Baumbestand und der Wassermangel, welcher durch die geografische Lage im Regenschatten der Rocky Mountains bedingt ist. Stattdessen dominieren Landschaften mit unterschiedlichen Gräser- und Strauchtypen.

Je nach Höhenlage differenziert man in der Prärie zwischen:

  • Hochgrasprärien mit Süßgräsern wie Andropogon,
  • Mischgrasprärien,
  • Küstenprärien,
  • Kurzgrasprärien, die hauptsächlich aus Büffelgras bestehen,
  • dichte Grasprärien mit Schwingelgras.

Die Flora bietet idealen Lebensraum für Bisons, Gabelböcke, Kojoten und Präriehunde. Ein beeindruckendes Beispiel für eine nachgeahmte Prärielandschaft findet sich im Botanischen Garten der Universität Würzburg.

Der Botanische Garten Würzburg erstreckt sich über eine Fläche von etwa 3.500 qm, die verschiedene Prärientypen der USA simuliert. Dort wird nicht nur die große Vielfalt an Arten präsentiert, sondern es werden auch Führungen angeboten, die die einzigartige Faszination des nordamerikanischen Prärie-Ökosystems erklären. Heute noch werden viele der dortigen Pflanzen als Heil-, Futter- und Nahrungspflanzen genutzt.

Asiatische Gärten: Harmonie aus Pflanzen und Wasser

In vielen Botanischen Gärten finden sich Bereiche, die nach Prinzipien der asiatischen Gartenkunst gestaltet sind.

Typisch für diese Gärten sind Pflanzen wie

  • Azaleen,
  • Farne,
  • Bonsai,
  • Zierstauden,
  • Gräser,
  • Ahorne,
  • Iris,
  • Pfingstrosen,
  • Bambus,
  • geschnittener Buchs,
  • Rhododendren,
  • Eukalyptus
  • und Kirschbäume.

Die vorherrschenden Farben sind zarte Rosatöne, Violett, lebhaftes Orange und reines Weiß, die inmitten von üppigem Grün und steinernen Felsen für ästhetische Kontraste sorgen.

Charakteristisch für diese Gärten sind ebenfalls künstlerisch angelegte Wasserflächen, Schöpfbecken und verwinkelte Pfade, die von

  • Laternen,
  • Teehäusern,
  • Pavillons,
  • Buddha-Statuen
  • und Steinfiguren

begleitet werden.

Deutschland ältester botanischer Garten und welthistorische Bedeutung

Botanischer Garten Leipzig – Deutschland ältester Botanischer Garten

Der älteste in Deutschland etablierte Botanische Garten befindet sich in Leipzig. Gegründet wurde dieser bereits im Jahr 1580 und hat im Laufe der Jahrhunderte vier Standortwechsel innerhalb der Stadt erlebt. Der letzte Umzug erfolgte 1876, um Platz für das Reichsgericht zu schaffen. Während des Zweiten Weltkrieges erlitt der Botanische Garten Leipzig schwere Schäden.

Zwischen 1998 und 2003 wurde der Garten umfassend saniert und erweitert, wobei neue Bereiche wie

  • ein Schmetterlingshaus,
  • ein Apothekergarten
  • und ein Duft- und Tastgarten

geschaffen wurden. Heute dient der Botanische Garten als umfangreiches Lehrgebiet, das sich über mehr als 3,5 Hektar erstreckt und mehr als 10.000 verschiedene Pflanzenspezies beherbergt.

Orto Botanico di Padova – Der älteste botanische Garten

Der Orto Botanico di Padova, gegründet 1545 in Padua, Italien, gilt als der älteste botanische Garten der Welt. Ursprünglich diente der Garten der Zucht von Heilpflanzen, was sich im Namen „Horti Semplicum“ widerspiegelt. Die Öffnung für das Publikum machte ihn zu einem essentiellen Teil der medizinischen Ausbildung zu dieser Zeit.

Über die Jahrhunderte wurde der Garten durch den Import und Austausch von exotischen Pflanzen aus Venedig erweitert und beherbergt heute rund 6.000 Arten, darunter:

  • Fleischfressende Pflanzen,
  • Giftige Pflanzen,
  • Seltene Pflanzen,
  • Pflanzen der Euganeischen Hügel.

Der Garten gliedert sich in fünf verschiedene natürliche Lebensräume:

  • Küstenvegetation des Mittelmeerraums,
  • Ein Alpines Habitat,
  • Ein Süßwasser-Habitat,
  • Ein Wüsten-Habitat mit Sukkulenten,
  • Ein Gewächshaus für Orchideen.

Die älteste Pflanze ist eine 1585 gepflanzte Zwergpalme (Chamaerops humilis var. arborescens), bekannt als Goethe-Palme nach ihrer Erwähnung durch den Dichter. 1997 wurde der Garten als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt.

Berlin Dahlem – Deutschlands größter botanischer Garten

In Berlin Dahlem befindet sich der größte Botanische Garten Deutschlands, der 1899 auf dem ehemaligen Rittergut Dahlem errichtet wurde. Der Garten erstreckt sich über ungefähr 43 Hektar und zählt rund 22.000 Pflanzenarten, angegliedert an die Freie Universität Berlin. Er ist überwiegend als Landschaftsgarten konzipiert und umfasst sowohl geografische Anlagen (12,9 Hektar) als auch ein Arboretum (13,9 Hektar).

Im Zentrum des geografischen Bereichs liegt der Italienische Garten, ergänzt durch verschiedene Schaugewächshäuser, die eine breite Palette an Habitaten bieten, darunter:

  • Ein Tropenhaus,
  • Ein Orchideenhaus mit Kannenpflanzen,
  • Häuser für tropische und subtropische Farne,
  • Eine Südafrika-Welt,
  • Ein Kakteenhaus,
  • Sukkulenten aus Afrika,
  • Bromeliengewächse,
  • Kamelien und Azaleen,
  • Ein Australien- und Neuseelandhaus,
  • Fleischfressende Pflanzen,
  • Ein Sumpfpflanzenhaus,
  • Ein Mittelmeer- und Kanarenhaus.

Kew Gardens – Weltweit größter Botanischer Garten

Der weltweit größte botanische Garten findet sich in London. Als Bestandteil des UNESCO-Weltkulturerbes, wie auch der Botanische Garten in Padua, erstrecken sich die Kew Gardens über ein Areal von 132 Hektar.

Ursprünglich wurden sie von Henry Capel, Baron Capel of Tewkesbury (1638–1696), als bescheidene exotische Gärten angelegt. Über die Jahrzehnte hinweg erfuhr das Gelände mehrere Erweiterungen und erhielt im Jahr 1840 offiziell den Namen „Royal Botanic Gardens, Kew“.

Besucher können dort unter anderem

  • einen Rosengarten, der 1923 angelegt wurde,
  • einen ausgedehnten Garten mit Azaleen und Rhododendren, der mehr als 700 Varianten umfasst,
  • einen Garten mit mehr als 105 Fliederarten,
  • einen mediterranen Garten,
  • einen Seerosenteich,
  • sowie die Woodland Glade, eine Lichtung mit Mammutbäumen und verschiedenen Koniferenarten,

erkunden.

Gewächshausvielfalt

In den Kew Gardens sind zudem mehrere spezialisierte Gewächshäuser zu finden, darunter:

  • ein Tropenhaus,
  • ein Gewächshaus für Pflanzen gemäßigter Zonen und eines für tropische Klimazonen,
  • ein Haus speziell für Seerosen,
  • sowie ein alpines Gewächshaus,

die alle eine breite Palette an exotischen Pflanzenspezies beherbergen. Zusätzlich gibt es eine Stechpalmenallee, die sich über mehr als einen Kilometer erstreckt.